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RTL-Anchorman Peter Kloeppel (Mitte) im Gespräch mit den ARD-Journalis-ten Werner Sonne (l.) und Arnd Henze beim Medienforum NRW. (Foto: Medienforum)

Nicht nur Nabelschau
Was deutsche Fernsehsender für die US-Wahl planen
Von Markus Dufner
Frankfurter Rundschau vom 24.06.2004
Die US-Präsidentschaftswahlen im November sind längst im Visier der deutschen Fernsehsender. Öffentlich-Rechtliche und Private sind sich darin einig, dass beim Showdown zwischen Amtsinhaber George W. Bush und seinem demokratischen Herausforderer John Kerry mehr Emotionen im Spiel sind als bei der denkbar knappen Entscheidung zwischen Bush und Gore vor vier Jahren. Den Vorurteilen und Klischees gegenüber der einzigen Weltmacht und ihrem anscheinend simpel gestrickten Präsidenten wollen die TV-Macher mit Fakten und Hintergründen begegnen, beteuerten sie beim Medienforum NRW in Köln.

"Da in Deutschland die Vorurteile gegenüber den USA und Bush bereits zementiert sind", sagte Arnd Henze aus der WDR-Auslandsredaktion, "wollen wir dem Affen keinen Zucker mehr geben." Gleichwohl gebe es in der ARD-Berichterstattung "eine sehr große Pluralität". Das Studio am Regierungssitz Washington werde von außen schon mal als "kriegstreiberisch", das Studio am UN-Sitz NewYork als "Amerika-feindlich" gebrandmarkt.

RTL will die "festgeformte Meinung" über die USA mit "Fakten" versehen und unmittelbar vor dem Wahltag eine zweiteilige Dokumentation über die amerikanische Geschichte bis zur Gegenwart ausstrahlen, kündigte Anchorman Peter Kloeppel an. Auch in der aktuellen Berichterstattung lege der Sender darauf wert, "Amerika nicht nur in der Nabelschau Washingtons, sondern in vielen Facetten abzubilden".

Das ZDF sieht seine Mission darin, Amerikas jüngste Entwicklung aufzuarbeiten, die von einer Hinwendung zur religiösen Rechten und zum Fundamentalismus gekennzeichnet war. "Die Irak-Frage ist nicht wahlentscheidend", prognostizierte Ex-USA-Korrespondent Elmar Theveßen. Vielmehr werde es darum gehen, ob die Amerikaner heute wirtschaftlich und sozial besser dastehen als vor vier Jahren. Wichtig sei zudem, ergänzte WDR-Kollege Henze, ob Herausforderer Kerry ein Thema finde, das ihn von Bushs Schwäche profitieren lasse. Der Nachrichtensender N24, der zur Pro Sieben Sat.1-Gruppe gehört, will die US-Wahl mit vielen Live-Beiträgen begleiten. "Wir konzentrieren uns auf das Drama, wie es sich den Amerikanern darstellt", sagte Chefmoderator Alexander Privitera. "Nachdem wir uns in unserer Berichterstattung sehr schnell auf Bush eingeschossen haben, müssen wir jetzt zeigen, warum die Amerikaner so ticken wie sie ticken." Möglicherweise, pflichtete Theveßen bei, habe man "bei dem breitbeinigen texanischen Cowboy" nicht genug auf die Substanz geschaut. (Foto Medienforum: Bernd Gäbler vom Grimme-Institut r. befragt Elmar Theveßen, ZDF, l., und Alexander Privitera)

Nach dem 11. September und dem Irak-Krieg hat sich das Klima zwischen Amerika und Europa deutlich abgekühlt. "Jetzt ist es nicht mehr so, dass wir uns wechselseitig verstehen", erklärte Werner Sonne, Ex-Korrespondent der ARD in Washington. Aufgabe der Journalisten sei es, diesen Wandel zu erklären. "Dafür müssen wir die nötigen Ressourcen und Sendeplätze bekommen."

Die Bilder, die in den vergangenen Wochen und Monaten aus dem Irak kamen, könnten in den USA abermals einen Stimmungs- und Politikwechsel bewirken. Die Folter von Irakern durch amerikanische Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib und was davon bekannt wurde, sind für "die größte Demokratie der Welt" mehr als ein Image-Problem.

Der ehemalige Pentagon-Berater Richard Perle, als Architekt des Irak-Kriegs geltend, sprach in diesem Zusammenhang allerdings von einer "Wahrnehmungskluft" zwischen Europäern und Amerikanern. Der Fokus müsse mehr auf die Erfolge im Irak gelenkt werden. "Der Irak ist heute ein viel besserer Ort als unter Saddam Hussein. Es ist erstaunlich, dass dies im Ausland, auch in Deutschland, nicht gesehen wird."

Dass Europa der US-Administration wieder wichtiger zu werden scheint, zeigte sich in den vergangen Wochen. Bush-Beraterin Condoleezza Rice ließ sich bei Sabine Christiansens Talkshow zuschalten, und ihr Chef selber machte vor laufenden Kameras auf Versöhnung mit den Kontrahenten Schröder und Chirac.

>> Weitere Informationen zum medienpolitischen Kongreß des 16. Medienforums NRW

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Genozid

Gibt es Verbindungs-linien zwischen den kolonialen Völker-morden in Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika zum Holocaust der Nationalsozialisten? (Foto: Während des Aufstands 1904 in Ketten gelegte Herero
Quelle: Ahram.org)

Vorsätzlich vernichtet
Der deutsche Völkermord an den Herero im Jahr 1904
Die Kölner Namibia-Ausstellung liefert historische Quellen über den Tabu-bruch des Genozids.

Von Rainer Hartmann

Jahrestage sind nicht unbedingt Festtage. Ein hässliches Jubiläum der deutschen Geschichte ergibt sich aus der Erinnerung an den 1904
ausgebrochenen Krieg zwischen dem Kaiserreich und dem Volk der
Herero in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Er gipfelte
in der vorsätzlichen Vernichtung etwa der Hälfte der Herero und der Nama, die sich erst im Herbst 1904 in die Kämpfe eingemischt hatten, weil sie ebenfalls die Verdrängung aus ihren Gebieten befürchten mussten. Die jüngere Forschung hat deutlich gemacht, dass die brutale Verfolgung vor allem der Herero durch deutsche Truppen als Genozid - als Völkermord - einzustufen ist. Dem entspricht auch die Diskussion über dieses Staatsverbrechen, die zwischen Namibia und Deutschland geführt wird. Zu ihr liefert die Ausstellung „Namibia - Deutschland. Eine geteilte Geschichte" im Kölner  Rautenstrauch-Joest-Museum Material, vor allem aber deren
Begleitbuch.

Dort misst der Historiker Jürgen Zimmerer das deutsche Vorgehen in den Kriegsjahren 1904 bis 1907 an einer UN-Konvention zum Genozid. Danach braucht es den Willen zur Vernichtung einer bestimmten Gruppe, und „es braucht die eigentliche Tat, das heißt den Beginn des
genozidalen Prozesses, nicht jedoch dessen Vollendung". Spätestens der am 2. Oktober 1904 gegen die Herero gerichtete Vemichtungsbefehl des Generalleutnants von Trotha (Foto) zeigt, dass der Völkermord beschlossene Sache war: Die Herero mussten das Land verlassen. Da sie nur in die Wüste Kalahari fliehen konnten, wurden Zehntausende dem Verdursten und Verhungern preisgegeben. In imperialem Ton droht von Trotha auch: „Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen."

Auch andere Beiträge des Buchs befassen sich ausführlich mit dem
deutschen Verbrechen, mit der Entstehung des Krieges und mit den vor
1904 und erst recht nach 1907 weithin üblichen Ausbeutungs- und
Strafmethoden gegen die eingeborene Bevölkerung, nicht zuletzt der
entwürdigenden Prügelstrafe. Zimmerer aber stellt eine Verbindung
vom Völkermord in Afrika zu den freilich weitaus schwereren NS-
Verbrechen her. Er sieht „strukturelle Ähnlichkeiten zwischen dem Genozid an den Herero und Nama und dem Holocaust, über die nachzuden-
ken es sich lohnt". Das Vorgehen Trothas, der „krassen Terrorismus"
forderte, war kein Alleingang, sondern wurde im Kaiserreich gebilligt. Der „ultimative Tabubruch", so Zimmerer, „die Vernichtung ganzer
Ethnien nicht nur zu denken, sondern tatsächlich danach zu handeln,
wurde zuerst in den Kolonien vollzogen. Dies trug auch dazu bei, den
Holocaust denkbar und möglich zu machen, mögen die Motive für die
Ermordung von Juden, Sinti und Roma, von Homosexuellen oder Behinderten dabei im Einzelnen auch noch so unterschiedlich gewesen sein." Man spürt, dass der im portugiesischen Coimbra tätige deutsche Historiker seine Meinung mit Vorsicht in die Debatte um die Nazi-Verbrechen einbringt. Deren Einzigartigkeit im Umfang und in dem aufs Unmenschlichste perfektionierten Organisationsgrad stellt er nicht in Frage. Er will ein Klima ausforschen, das derartige politische Großverbrechen erleichtert oder
vorbereitet, und findet dazu viele Äußerungen aus der Machtzentrale.

So hatte Kaiser Wilhelm II. seinen bereits in Deutsch-Ostafrika erprobten General mit dem Auftrag nach Deutsch-Südwest geschickt, er solle „mit allen Mitteln" gegen die Herero vorgehen. Das Werk des Großen Generalstabs von 1906/07 über den Krieg räumt ein, dass die Führung des Militärs erwartete, die Wüste werde vollenden, „was die deutschen Waffen begonnen hatten: die Vernichtung des Hererovolkes". Und Generalstabschef von Schlieffen schrieb nach Aufhebung des Trotha'schen  Schießbefehls  an Reichkanzler von Bülow, der „Rassenkampf" sei nur „durch Vernichtung oder vollständige Knechtung der einen Partei abzuschließen". Doch „bei den jetzt gültigen Anschauungen" sei dies „auf Dauer nicht durchzuführen". Vernimmt man Begriffe wie „Rassenkamp" oder „Konzentrationslager" (von
von Bülow im Januar 1905 gebraucht), spürt man geradezu das Warten darauf, das „die jetzt gültigen Anschauungen" sich ändern werden. 1933 war es so weit.

Die Geschichtswissenschaft wird mit größter Behutsamkeit weiter untersuchen müssen, inwiefern sich Verbindungslinien von den kolonialen Völkermorden - auch in Deutsch-Ostafrika - zum Holocaust ziehen lassen. Zu beachten ist dabei die Gefahr, dass die Ungeheuerlichkeit des mit quasi industriellen Methoden durchgeführten Massenmordens durch die Nazis in Europa durch Vergleiche verharmlost werden könnte. Andererseits kann das
Wissen darum, dass im Zeichen deutscher Weltmachtfantasien und
rassistischen Überlegenheitswahns kurz nach 1900 Völkermordverbre-
chen verübt wurden, Folgen für das Urteil über das Nachwirken Preußens in der deutschen Geschichte haben. Noch immer existiert die Idee, von Preußen führe trotz der preußischen Dominanz im Kaiserreich kein direkter Weg zum NS-Unrechtsstaat. Blickt man auf die zitierten Äußertingen aus dem Umfeld Wilhelms II., so fällt es immer schwerer, diesen Glauben zu bewahren.                           (Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 11.03.2004)

„Namibia-Deutschland", Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, bis 3. Oktober 2004. Begleitbuch 25 Euro.

Genocide and Colonialism. Tagung an der University of Sydney (18.07. -20.07.2003).
Reviewed by Jürgen Zimmerer, Universität Coimbra, Portugal.

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Der "alltägliche" Rassismus - Aus Diskriminierungsopfer darf kein Justizopfer werden!

Der Vorstand des Dritte Welt JournalistInnen Netzes (DWJN) möchte Sie auf die Vorgänge um eine afrikanische Mitbürgerin in Köln hinweisen. Was ihr widerfuhr, geschieht vielfach aber meist unbeachtet. Die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe bleibt Alltag in Deutschland.

Diskriminiert und hängen gelassen. Jetzt droht unschuldig Haft!

Die Auseinandersetzung um den Vorwurf der rassistischen Diskriminierung hat eine unbescholtene afrikanische Mitbürgerin in eine Situation gebracht, in der ihr Haft droht. Fehlleistungen Dritter haben offenkundig die juristische Aufarbeitung einer Kündigungsschutzklage und anschließender Klage auf Schadensersatz zu einem Gerichtsdrama werden lassen. Aus einem Diskriminierungsopfer droht jetzt zusätzlich ein Justizopfer zu werden.

Die Frau Mukuna durch die Gerichtsvollzieherin angedrohte Verhaftung ist diesem Fall völlig unangemessen. Das DWJN fordert eine angemessene Behandlung des Vorgangs durch die Kölner Justizbehörden. Der Versuch, sich gegen Diskriminierung zu wehren, darf nicht durch formale Entscheidungen gegen das Opfer gewendet werden.

Was mit Frau Mukuna geschah

Die 45-jährige Mutter von drei Kindern, Maria Kapinga Mukuna, verheiratet mit Herrn Dr. Mukuna, nahm seit 1998 an einer dreijährigen Umschulung zur Altenpflegerin teil. Kurz vor der Abschlussprüfung wurde das Ausbildungsverhältnis im März 2001 durch die Schule gekündigt. Als Kündigungsgrund wurde u.a. angegeben, Frau Mukuna habe eine Dozentin „Rassistin" genannt.

Tatsächlich wurde Frau Mukuna selber Opfer rassistischer Beschimpfung durch Dozenten. „Solange ich hier bin, werden Sie hier in Deutschland nicht arbeiten und unsere alten Leute waschen." Diese Aussage einer Dozentin wird durch Aussagen von Mitschülern und einem Dozenten bestätigt. Frau Mukuna erhob Kündigungsschutzklage. Die Schule bot an, die Kündigung zurückzunehmen. Daraufhin wies das Arbeitsgericht die Klage ab. Frau Mukuna hielt es nicht für sinnvoll, wieder in diese Schule zu gehen.

Statt dessen strengte Frau Mukuna eine Schadensersatzklage an und forderte über ihren Anwalt eine andere Gelegenheit für ihre Abschlussprüfung. Der von ihr beauftragte Anwalt reichte zwar eine Klage ein. Danach erhielt Frau Mukuna, trotz vielfacher Bemühungen, keinerlei Informationen mehr über das Verfahren. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war der Anwalt erkrankt und nicht in der Lage, sich rechtzeitig um die Beauftragung einer Vertretung zu kümmern. Erst über den Versuch eines Gerichtsvollziehers, 865 Euro von ihr einzutreiben, erfuhr Frau Mukuna, dass bereits ein Gerichtstermin in ihrer Sache stattgefunden hatte.

Frau Mukuna beauftragte einen anderen Rechtsanwalt. Sein Antrag auf Wiedereinsetzung sowie der Einspruch gegen das in Abwesenheit ergangene Urteil wurden vom Gericht als unzulässig abgewiesen. Wenn Frau Mukuna die 865 Euro aus dem ohne ihr Wissen und ohne ihre Beteiligung abgelaufenen Verfahren nicht bezahlt, droht ihr die Verhaftung.

Ausführlichere Informationen:
Martin Zint, DWJN-Vorstand, Mobil: 0170-381 28 22, m.zint@zintweb.de, www.epo.de/dwjn
AntiDiskriminierungsBüro Köln, Susanne Laaroussi, Tel: 0221-5101847, oegg@netcologne.de
Rückfragen an Herrn Mukuna direkt: 0173-702 50 21.


Reaktionen auf die Pressemitteilung

18.02.04 - Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit bitte ich Sie von weiteren Maßnahmen gegen
Frau Maria Kapinga MUKUNA abzusehen.
Dass Frau MUKUNA sich als rassistisch diskriminiert
betrachtet, ist verständlich. Ihre persönlichen
Erfahrungen sind im übrigen durch gleichlautende
Zeugenaussagen gedeckt.
Die Durchführung weiterer Maßnahmen zulasten von Frau
MUKUNA, würde daher nicht zu mehr Gerechtigkeit
führen. Sondern die jetzige Situation nur unnötig
verschärfen. Und diese vierfache Mutter weiter
belasten.
Ich hoffe daher sehr, dass Frau MUKUNA endlich
ungestört ihr Leben weiterleben kann.

Mit freundlich Grüßen
Abie Krieg, Gundelfingen, alkrieg@yahoo.com
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Raubbau an den Regenwäldern

Die Ausbeutung der Wälder in Indonesien ist außer Kontrolle geraten. In der Regierungszeit von Präsident Suharto bis 1998 wurden bereits 70% der indonesischen Wälder vernichtet. Auf Sumatra scheint die endgültige Vernichtung des Tieflandregenwaldes unabwendbar. Die Zellstoff- und Papierindustrie spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Mehr als ein Dutzend Umweltorganisationen aus Europa, Indonesien und Brasilien, darunter ROBIN WOOD, BUND, The Rainforest Foundation und Telapak, haben das führende deutsche Papiergroßhandels-Unternehmen Papier Union aufgefordert, auf Produkte zu verzichten, deren Rohstoff aus gefährdeten Waldgebieten stammt. Insbesondere soll Papier Union das Geschäft mit dem Konzern APRIL aussetzen, da APRIL maßgeblich für die Zerstörung des Regenwaldes auf der indonesischen Insel Sumatra verantwortlich ist. (Foto: Peter Jaeggi/ Annemarie Plüss; Slogan eingefügt von Markus Dufner)

Gütesiegel für "Öko-Tropenholz"?

Angesichts weltweit dutzender Positivkennzeichen für Holz aus angeblich nachhaltiger Waldwirtschaft, wurde ein übergeordnetes Gremium notwendig, das für Gütesiegelaussteller einen verbindlichen Standard setzt. International gibt es für die Umweltverbände derzeit nur eine glaubwürdige Initiative, die Waldschutz und Menschenrechte mit der Holzwirtschaft in Einklang bringen könnte: Den Forest Stewardship Council (Welt-Forst-Rat, FSC). - Das Dritte Welt JournalistInnen Netz (DWJN) hat Vertreter des FSC zum Jour Fixe am 18. November 2003 nach Köln eingeladen.

- Robin Wood zum Thema Tropenholz

- Greenpeace steht zum Ratgeber Holz

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Hoffnung für Afrika?

Staatssekretärin Eid sieht positive Perspektiven

Von Markus Dufner 

Köln – Gibt es Hoffnung für Afrika? Soll die Staatengemeinschaft bei den vielen Kriegen und Konflikten auf dem Kontinent intervenieren oder soll sie sich heraushalten? Sind die Eliten oder die Zivilgesellschaft der Ansprechpartner der Bundesregierung? Bei dem vom Dritte Welt JournalistInnen Netz (DWJN) und Dellbrücker Forum veranstalteten Streitgespräch zeigte sich schnell, dass eine deutsche Politikerin, ein angolanischer Menschenrechtler und ein italienischer Friedensaktivist die Situation in Afrika nicht nur unterschiedlich bewerten, sondern dass sie auch qualitativ andere Ansätze für die Entwicklung des „schwarzen Kontinents“ sehen.

Das Podium beim Dellbrücker Forum, v.l. Emanuel Matondo, Uschi Eid, Arnd Henze und Leonardo Emberti.

Zusammenarbeit mit Eliten und Good Governance
„Ich halte es für falsch, nur auf die Kirchen und Nichtregierungsorganisationen zu setzen“, sagte die Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium und bündnisgrüne Abgeordnete Uschi Eid zur Überraschung vieler der rund 80 Gäste in der evangelischen Christuskirche. Bei der Lösung von Konflikten müsse mit den Akteuren geredet werden, die ein Mandat hätten.  „Ich muss auch mit der politischen Elite zusammenarbeiten und darauf abzielen, dass die Menschenrechte eingehalten werden.“ Eid betonte, sie wolle nicht, dass Nichtregierungsorganisationen oder Kirchen das Budget eines Staates verwalten. Darüber müsse das Parlament bzw. der Haushaltsausschuss befinden und kontrollieren, wohin das Geld, das der Staat ausgibt, hingehe. Ein Kriterium der deutschen Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern sei eine gute transparente Regierungsführung (Good Governance).

Verzicht auf Entwicklungsgelder
Emanuel Matondo, der vor 15 Jahren aus seinem vom Bürgerkrieg geschüttelten Land nach Deutschland geflüchtet war, verwies auf das Problem, dass zwei Drittel der Staaten Afrikas keine Demokratien seien. „Dort geht es der Bevölkerung dreckig. Das Geld geht an den Haushaltsausschüssen vorbei und landet auf Konten in Europa.“ Allein der angolanische Staatschef Dos Santos habe 700 Millionen US-Dollar auf Schweizer Banken liegen. Dieses Geld gehöre dem angolanischen Volk. „Wir verzichten auf Euer Entwicklungsgeld“, machte Matondo seinem Zorn gegenüber den Geberstaaten Luft.  „Wir wollen unser Geld zurück.“ Uschi Eid, von Kanzler Schröder zur G8-Afrika-Beauftragten der Bundesregierung ernannt, verwies auf entsprechende Verhandlungen auf UN-Ebene. Diese Gelder müssten erstens identifiziert, zweitens eingefroren und drittens zurückgeführt werden. „Bilateral kann dies aber nicht durchgesetzt werden.“

Ende der Straffreiheit
Wie erreiche man, dass sich Mörder und Straftäter nicht mehr sicher fühlen könnten? fragte Matondo weiter. Welche internationalen Strafverfolgungsinstrumente gebe es? Uschi Eid räumte ein, dass Diktatoren wie die frühere ugandischen Staatschefs Amin und Obote, der äthiopische Ex-Präsident Mengistu und der liberianische Präsident Taylor nicht länger unbehelligt ins Exil entlassen werden dürften. „Die anderen lernen davon, dass man davon kommt.“ Die Afrikanische Union (AU), so die Staatssekretärin, habe positive Ansätze in diese Richtung entwickelt. So dürften Staatschefs, die per Putsch an die Macht gelangt seien, nicht mehr an AU-Konferenzen teilnehmen.

Veränderungen führen zum Frieden
Während Matondo und Eid überwiegend auf die Sanktionierung von Unrecht setzen und die Staatsekretärin zudem Entwicklungshilfe mit der Erfüllung bestimmter Kriterien verknüpft, machte Leonardo Emberti (im Foto links) von der italienischen Laienorganisation Sant´ Egidio deutlich, dass der Veränderungsprozess in den Menschen schließlich zum Frieden führe. Sehr viel Geduld sei erforderlich gewesen, um 1992 den Waffenstillstand zwischen den Bürgerkriegsparteien in Mosambik zu vermitteln. Über Vertrauensleute, die den jeweiligen Seiten FRELIMO und RENAMO nahe standen, sei es Sant´ Egidio gelungen, sich als Vermittler ohne Eigeninteresse ins Spiel zu bringen. „Zunächst schien es, dass beide Parteien nichts gemeinsam hatten.“ Papst Johannes XXIII. habe gelehrt, man müsse immer das finden, was einigt, und das beiseite lassen, was trennt. Als erste Gemeinsamkeit bei den Verhandlungen fand man heraus, dass beide Parteien aus „derselben mosambikanischen Familie“ stammten. „Hass zu überwinden“, so Emberti, „sei ein langer Weg. Aber es ist möglich.“ Diese Erfahrung habe er in Mosambik und auch in Ruanda gemacht.

Lehren aus der Nichtintervention
Just am Beispiel Ruanda entbrannte eine Diskussion darüber, wann die Intervention der Staatengemeinschaft notwendig sei. Eines der Grundprinzipien der AU-Vorgängerorganisation OAU (Organisation für Afrikanische Einheit) war die Nichtintervention. Aus dem Völkermord in Ruanda, bei dem auch die UNO lange tatenlos zuschaute, habe die AU Konsequenzen, hob Eid hervor. Sobald im Konfliktfall sieben Mitgliedsstaaten unterschreiben, wird der Sicherheitsrat der AU aktiv. Er könne dann zum Beispiel ECOMOG, die Friedenstruppe der ECOWAS     (Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten), auf eine Mission entsenden. 
„Lasst uns in Ruhe!“ lautete die unmissverständliche Forderung Matondos an die Adresse des Westens. Zuerst hätten sich die Afrikaner mit der Grenzziehung durch die Kolonialmächte abgefunden. Nun versuchten außerafrikanische Kräfte aus der Stämme-Debatte Profit zu ziehen. Tatsächlich lebten in vielen Vielvölkerstaaten Afrikas die verschiedenen Ethnien in Frieden miteinander.

Gegenseitige Abhängigkeit  
Leonardo Emberti empfahl hingegen eine Überwindung dieser Diskussion. In der globalisierten Welt gebe es eine gegenseitige Abhängigkeit. Nicht nur Afrika brauche Europa – auch Europa brauche Afrika. „Wenn Afrika explodiert“, so die Warnung des bekennenden „Nordafrikaners“ Emberti, „wird dies auch Konsequenzen für Europa haben.“
Gibt es Hoffnung für Afrika? Moderator Arnd Henze zog aus der Diskussion das Fazit, das Fragezeichen stehen zu lassen und es durch ein Ausrufezeichen zu ergänzen.   

Fotos: Manfred Lexa / Bearbeitung: Markus Dufner

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Thema: Wie stellt sich die UNO der US-Herausforderung?

Seit dem Irak-Krieg wird es offen diskutiert: Die Vereinten Nationen und der UN-Sicherheitsrat  haben an Einfluss im weltweiten Geschehen verloren. Wie stellt sich die UNO der neuen Herausforderung? Wird die Weltorganisation mit ihren zentralen Arbeitsbereichen Friedens-sicherung, Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, Eintreten für die Menschen-rechte sowie Umweltpolitik wieder an Bedeutung gewinnen? Oder steht das 21. Jahrhundert im Zeichen der Hegemonie der USA? 

 

Das Verhängnis der Ideale - Für einen Realismus gegenüber den UNDavid Rieff, in: Süddeutsche Zeitung, 26.09.03 - Viele Menschen halten noch immer an ihrem Glauben an die Vereinten Nationen fest. Die augenblickliche Debatte in der Vollversammlung der UN zeigt es. Manche bilden sich sogar ein, die UN – samt Einrichtungen wie dem Internationalen Strafgerichtshof oder den Kyoto-Protokollen – seien eine institutionelle oder politische Wunderwaffe, die als archimedischer Hebel die Lösung der Probleme dieser Erde herbeiführe. Aus ihrer Sicht könnten wir uns längst auf dem Weg zu einer besseren Welt befinden, wären da nicht die unilateralen Machenschaften der Vereinigten Staaten, die spätestens seit dem Irakkrieg gewillt seien, die internationale Gemeinschaft auf den Kopf zu stellen. - Danke für den Hinweis auf den Text an Christiane Jung, Köln

USA setzen sich in neuer Irak-Kontroverse bestimmt wieder durch (3.7.03) - Bei der neuen Irak-Kontroverse zwischen den USA und der UNO ist bereits wieder absehbar wer sich durchsetzt: Die USA! Die Bush-Regierung will eine eigene Truppe mit der Suche nach Massenvernichtungswaffen beauftragen. Dagegen möchte der Chef der UNO-Waffeninspekteure, Hans Blix, wieder mit seinen Experten ins Land. Nur eine unabhängige Kontrolle gewährleistet, dass die "Echtheit" von Funden nicht angezweifelt wird. - Herbert Gierschmann, Freiburg

Wie stellen sich die US-Amerikaner und der Rest der Welt der Herausforderung der jetzigen US-Regierung (oder anderer Machtzentren)? (11.8.03) - Vorschlag: Vernetzung der Demokraten weltweit zur Weiterentwicklung der Demokratie und außerparlamentarischen Einflußnahme sowie wirtschaftlichen Zusammenarbeit gemäß dem Motto - Globalisierung ist nicht aufzuhalten, betreiben wir sie. Hierzu sind die entsprechenden Kontakte weltweit zu knüpfen. Wer verfügt über Verbindungen und bringt sie bzw. sich in den Aufbau eines Netzwerkes ein? - Manfred Hecht

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